Buddhistische Gemeinschaft Schweiz

 



Kurt Onken

Autor Gerhard Genau    

Kurzer Lebenslauf

Kurt Onken wurde 23 Tage vor Ausbruch des ersten Weltkrieges am 5.   Juli 1914 als Sohn des Ingenieurs Franz Onken und seiner Frau Katharina geb. Weber in Zürich geboren. Im Jahre 1919 übersiedelte die Familie   nach Basel, wo sein Vater ein Haus erworben hatte, in dem er auch sein   im Jahre 1908 in Zürich gegründetes Technisches Lehrinstitut   unterbrachte. In diesem Haus, an der Realpstrasse 51, wirkte Vater Franz   Onken bis zu seinem Tode, zurückgezogen und jede Publizität meidend.   Kurt, der von seinen Freunden Kuno genannt wurde, wuchs zusammen mit   seiner drei Jahre älteren Schwester Erna, die er liebevoll Ay nannte, in   Basel auf und besuchte dort die Primarschule und das Gymnasium.       

Die erste Station seiner gymnasialen Ausbildung war das humanistische   Gymnasium am Münsterplatz in Basel. Hier lernte er neben Latein auch   Griechisch. Kuno veröffentlichte in der Schülerzeitung „Bierzeitung“   einen Spottvers, der auf den Rektor des Gymnasiums zielte. Der Rektor   war erbost. Doch Kunos Vater stand voll auf der Seite seines Sohnes und teilte dem Rektor mit: „Wenn Ihnen mein Sohn nicht passt, dann passt mir  Ihre Schule nicht!“ Kuno wechselte daraufhin ins Realgymnasium, wo er  nun Englisch lernte. Im Jahre 1930, drei Jahre nach dem frühen Tod   seiner Mutter, zog er nach Zürich und bereitete sich am Institut Minerva   auf die Maturität vor, die er im Frühjahr 1934 in externer Prüfung   bestand.

Nach drei Semestern physikalischer und mathematischer Studien an der philosophischen Fakultät II der Universität Zürich und praktischer   Volontärtätigkeit in der Radiotechnik und im Werbefach gründete Kuno im Februar 1937 sein eigenes Technisches Lehrinstitut in Kreuzlingen.

Neben seiner Berufsarbeit besuchte Kuno die Staatliche   Ingenieurschule Konstanz. Dieses Studium fand, ein Semester vor dem   Abschluss als Maschineningenieur, durch die Mobilmachung zum 2.   Weltkrieg sein Ende. Er rückte mit den Grenztruppen ein und leistete   rund 700 Aktivdiensttage als Wachtmeister. Soweit es Beruf und Militär   zuliessen, besuchte Kuno Vorlesungen an der philosophischen Fakultät I   der Universität Zürich, hauptsächlich pädagogischer Richtung.

Am 21. Oktober 1939 heiratete Kuno seine Frau Elfi geb. Presser, die ihm drei Söhne schenkte. Im Jahre 1942 starb sein verehrter Vater,   dessen Fernunterrichtslehrgänge er nun ebenfalls in sein Institut   eingliederte.  

Im Jahre 1943 erwarb Kuno das "Gut Hochstrass". In diesem prächtigen Gut konnte er im oberen Stock das Institut unterbringen. Die übrigen   Räume bildeten die Privatwohnung. Im Jahre 1951 übersiedelte Kuno mit   seiner Familie nach Santiago (Chile), um die Möglichkeiten einer   südamerikanischen Filialgründung zu prüfen. Da sich diese als kaum   durchführbar erwies und seine Beteiligung und Tätigkeit in einer Fabrik für genormte Bauteile ihn nicht befriedigte, kehrte die Familie im   Sommer 1956 in die Heimat zurück. Er nahm die Leitung seines Instituts, die er auf dem Korrespondenzwege und durch jährliche Europaaufenthalte stets beibehalten hatte, wieder vollamtlich auf. Im Jahr 1943 erwarb   Kuno das "Gut Hochstrass". In diesem prächtigen Gut konnte er im oberen Stock das Institut unterbringen. Die übrigen Räume bildeten die   Privatwohnung.  

Das Lehrinstitut Onken – die älteste Fernschule der Schweiz

Kunos  Vater Franz Onken (1885 -1942) war ein durch und durch   freiheitsliebender Mensch. Tatsächlich war dies auch der Hauptgrund,   warum der junge Elektroingenieur sein Heimatland Deutschland und seine   Heimatstadt Oldenburg verliess und in die Schweiz übersiedelte. Franz   Onken hatte nicht nur einen Sinn für alles Technische, er besass auch   die besondere Gabe, komplizierte Zusammenhänge einfach zu erklären.  

Vater Franz Onken hatte zunächst Berufsleute in Abendkursen   unterrichtet und war dabei auf unüberwindliche Nachteile gestossen.   Immer wieder musste er das Tempo verlangsamen, um es dem schwächsten   Teilnehmer anzupassen, und häufig führten Absenzen seiner Schüler zu   Lücken, die er nicht mehr schliessen konnte. Was tun? Seine Idee war so einfach wie brillant: Er setzte sich hin und brachte seine Vorträge in einzigartig folgerichtiger und einleuchtender Weise zu Papier: Der erste  Onken-Kurs, ja der erste Fernlehrgang in der Schweiz überhaupt   entstand.

Ein wichtiges Merkmal dieses ersten Onken-Kurses: Schon auf der   ersten Seite geht der Unterricht richtig los. Hinein in den Stoff,   lautete die Devise des jungen Ingenieurs: praktisches Wissen von Anfang an und ohne lange Vorreden!

Daran hat sich auch Kuno gehalten. Inspiriert durch seinen Vater   hatte er schon mit 23 Jahren sein eigenes Lehrinstitut in Kreuzlingen   gegründet. Er vertrieb neben eigenen Kursen auch die Fernkurse seines   Schwagers Paul Christiani auf dem Gebiet der Schweiz. Dieser hatte in   Deutschland das Christiani Institut gegründet, in dem er die Kurse   seines Schwiegervaters und seine selbst verfassten Kurse anbot.

Nach dem frühen Tod des Gründers übernahm Kuno auch die Kurse seines Vaters. Er blieb immer am Puls der Entwicklung und erweiterte das   Studienangebot im Gleichschritt mit dem technischen Wandel. In vier   Jahrzehnten schuf er mit seinem kreativen Team eine ganze Palette neuer Fernlehrgänge - darunter den ersten Elektronik-Experimentierkurs - und stiess mit seinen Kursen in andere europäische Länder vor.

Im Jahr 1979 übertrug er die Leitung des Unternehmens seinen beiden   Söhnen Thomas und Martin Onken. Diese vollzogen mit weiteren   pionierhaften Fernlehrgängen den rasanten Wechsel in das Zeitalter der   Informatik und Telekommunikation. Nach dem frühen Tod von Thomas Onken   übernahm Martin Onken im Jahr 2000 die Leitung des Instituts, das 2005   in seinen Besitz überging.  

Kunos Begegnung mit dem  Buddhismus

Auch bei Kunos Hinwendung zum Buddhismus spielte sein Vater eine  wichtige Rolle.

Denn Religion und Philosophie waren dessen eigentliche Passion. Sie   wurde durch ein harmloses Erlebnis ausgelöst: Ein Ausflug hatte den   Dreissig-jährigen auf den Hohenklingen geführt. Von Ferne klang der   Gesang fröhlicher Studenten herauf. Und bei dem sonst so geliebten   «Gaudeamus igitur» wurde er, der da voll Lebenskraft seinen Wein trank, plötzlich von dem Schmerz der Vergänglichkeit angefallen.

„Meinen Vater führte dieses Erlebnis auf einen Weg, den er nicht mehr   verliess.“, schrieb Kuno in der Festschrift zum 50. Jubiläum seines   Instituts, „Er griff zum «Buch der Bücher» und wurde ein rechter   Bibelkenner. Er las alle Grossen der Philosophie, von den Griechen bis   zur Neuzeit. Sein Lieblingsphilosoph wurde Schopenhauer, dessen Werk,   zerlesen und abgegriffen, ihn auch auf weite Reisen begleitete. Die   tiefste Verehrung aber zollte er der Urlehre des Gotama Buddha und hielt   dessen «Reden» für das Grösste, was Menschengeist je geschaffen.

Jede freie Stunde war diesem unermüdlichen Forschen gewidmet. Wo er der Weisheit begegnete, gab sie anse ineNächsten weiter, kostbares   Gedankengut, keinem irdischen Geschenk vergleichbar. Und so möchte ich   mich, neben der Weitung und dem Ausbau seines Lehrwerkes, auch des   geistigen Erbes meines Vaters stets würdig erweisen.“

So kam es, dass Kuno schon in jungen Jahren über seinen Vater an den Theravada-Buddhismus herangeführt wurde. Sein Vater lass ihm aus den   Neumannschen Übersetzungen vor, von denen er anfänglich nichts verstand.   Erst später als junger Mann erlangte Kuno nach ausgiebigem,   selbständigem Studium der Neumannschen Übersetzungen des Palikanons, ein   tiefes Verständnis der Buddhistischen Lehre. Er liebte die   Sprachmelodie Neumanns und liess eigens für sich die R. Piper &   Co.-Ausgabe der „Mittleren Sammlung“ in fünf handlichen, kleinen Büchern   neu binden. Diese DIN A6 Büchlein hatte er ständig bei sich, um die   Lehre des Erhabenen studieren zu können. Kunos Lebensgewohnheiten   folgten nach und nach der Lehre. Er schwor den Genuss von Alkohol und   Fleisch ab.          

Die Zeitschrift „Die Einsicht“
Max Ladner gab von 1948 bis 1961 in Zürich die Zeitschrift „Die  Einsicht“ heraus. Kuno unterstützte die Herausgabe dieses Blattes  finanziell.  

Christiani-Verlag
Schwester Ay (Erna) heiratete, wie schon erwähnt, Dr.-Ing. Paul  Christiani. Dieser gündete 1931 die erste deutsche Fernschule, das  Institut Christiani. Auf Wunsch von Ay erweiterte Paul Christiani, der  sich ebenfalls intensiv mit dem Buddhismus auseinandergesetzt hatte, den  Verlag um eine kleine buddhistische Abteilung. Von 1953 bis 1984  erschienen u.a. im Christiani-Verlag in der Buchreihe „Buddhistische  Handbibliothek“ elf wertvolle theravadabuddhistische Veröffentlichungen.  Einzelheiten sind im Anhang aufgeführt.

Beyerlein & Steinschulte-Verlag
Der Conrad-Verlag übernahm 1994 den Christiani-Verlag und wollte  zunächst die wenig lukrative buddhistische Abteilung einstellen. Ein  Mitglied der Conrad-Familie wollte die buddhistische Abteilung nicht  sterben sehen und fragte Kuno, ob er diese weiter betreuen wolle. Kuno  lehnte ab. Aber durch seine Vermittlungen übergab der Conrad-Verlag im  Jahre 1994 Herrn Raimund Beyerlein die Druckrechte der buddhistischen  Abteilung für den symbolischen Preis von einer D-Mark. So war der  „Beyerlein & Steinschulte-Verlag“ geboren. Die deutschen  Übersetzungen des Palikanons wurden nun im Beyerlein &   Steinschulte-Verlag neu aufgelegt und vervollständigt. Heute ist nahezu  der gesamt Palikanon in deutsche Sprache übersetzt und dort erhältlich.  Der Verlag wurde finanziell von Kuno unterstützt.  

Buddhistische Gemeinschaft
Kuno gründete zusammen mit Schwester Ay (Erna) Christiani und M. Frank,  Fritz Schäfer nebst H. Zogg in Winterthur am 04.11.1972 die  „Buddhistische Gemeinschaft“, kurz BG genannt. Die ersten drei Jahre  wurden die monatlichen Treffen noch in einem Hotel in Winterthur  abgehalten. Dann fand Kuno eine ehemalige Spinnerei in Dicken, die im  Erdgeschoss einen großen Saal mit Webstuhl aufwiess. Kuno erwarb das  Haus, liess den Webstuhl entfernen und richtete ein ordentliches  Seminarhaus für 15 Gäste nebst Bibliothek ein. Im ehemaligen Websaal  wurde ein Versammlungssaal mit Tempel installiert.

Die Buddhistische Gemeinschaft in Dicken entwickelte ein lebhaftes   buddhistisches Leben und zog viele Nachfolger und Kenner des   Theravadabuddhismus an. So gestaltete Fritz Schäfer am 26.10.1973 seinen   ersten Seminartag mit dem Thema „Die Blindgeborenen, Meghiyo“, (U IV, 1). Helmut Hecker war am 13.09.1975 erstmalig in Dicken. Einen Vortag   über die „Einflüsse“ (?sava) (M 2) hielt Paul Debes am 12.03.1977 in   Dicken. Auch Mönche besuchen die „Buddhistische Gemeinschaft“ Siri   Sudhamma hielt einen Vortrag über Mett? am 11.09.1982. Dhammaviro   beantwortete Fragen und erzählte seine Biographie am 11.09.1991 in   Dicken. Der erwürdige Nyanacitta erläuterte die „Vierzigmächtigen“ und   die „edle Freundschaft“ (M 117) am 13.11.1999.

Heute besteht die „Buddhistische Gemeinschaft“ seit 34 Jahren. In den   ersten 30 Jahren fanden 324 Treffen statt. Wer hat in diesen ersten 30   Jahren die meisten Vorträge gehalten? Wer hat die meiste Arbeit   geleistet, um den reinen, unverfälschten Theravadabuddhismus   darzubieten?  Die Antwort zeigt folgende kurze Tabelle:

Kuno (Kurt Onken)                mit 69 Vorträgen
Ay (Erna Onken)                     mit 38 Vorträgen
Hans-Ulrich Roelly                 mit 28 Vorträgen
Gesche Pantke                      mit 28 Vorträgen
A. M. Mezener                       mit 18 Vorträgen
H. U. Blumer                         mit 14 Vorträgen
Siri Sudhamma                      mit 11 Vorträgen
Fritz Schäfer                         mit   9 Vorträgen
G. Lutzenberger                    mit   7 Vorträgen
Roland Zeller                        mit   7 Vorträgen

und viele mehr …..

Die Aufstellung zeigt, dass Kuno die  quantitativ grösste Arbeit für die „Buddhistische Gemeinschaft“  geleistet hat. Aber auch qualitativ kann seine Arbeit nicht hoch genug  eingeschätzt werden. Kuno hat alle Tiefen der buddhistischen Lehre  erkannt. Sein scharfer Verstand hat das Wesen des Anatt? (Nichtselbst)  erkannt, er hat uns u.a. über das „Geben“ gelehrt. Kuno hat auch dafür  gesorgt, dass im „Haus der Besinnung“ die dargebotenen Vorträge den  Theravadabuddhismus unverfälscht widerspiegeln. So hat er beispielsweise  die Interpretationen der Anatt?-Lehre der Georg-Grimm-Schule in Dicken   nicht geduldet.  

Die Stiftung „Haus der Besinnung“

1974 gründet Kuno die  Stiftung „Haus der Besinnung“. Kuno hat die Stiftung „Haus der  Besinnung“ so gut mit finanziellen Mitteln ausgestattet, dass es der  Stiftung 2004 möglich war, das Nachbargebäude, welches vom berühmten  Maler Ülinger bewohnt war, nebst einem ca. 6000 m² grossen Grundstück zu  erwerben. So kann auch in Zukunft auf die unmittelbare Nachbarschaft  des „Hauses der Besinnung“, als meditativer Raum, eingewirkt werden.   

Der ehrwürdige Nyanaponika

Neben Paul Debes war der  ehrwürdige Mönch Nyanaponika Mentor für Kuno. Nyanaponika besuchte  öfters das Gut Hochstrass und war auch im „Haus der Besinnung“ zu  Besuch. Aber auch Kuno besuchte Nyanaponika mehrmals in Sri Lanka. Kuno  lernte viel von Nyanaponika und verehrte ihn sehr. Als Nyanaponika im  Jahre 1994 starb, transportierte Raimund Beyerlein ein Teil seiner Asche  von Sri Lanka ins „Haus der Besinnung“. In einer kleinen Stupa-Urne  fanden die sterblichen Überreste des grossen Mentors im Tempelsaal ihren  endgültigen Platz. Kuno liess eine lebensgrosse Bronzebüste von  Nyanaponika anfertigen, die er am 11.11.1995 enthüllte und im Tempelsaal  aufstellte.        

Die Buchreihe „Bodhi-Blätter“

Seit 1975 hat Kuno  jährlich ein Büchlein der Buchreihe „Bodhi-Blätter“ in DIN-A6-Format  herausgegeben. Bis 2003 sind 38 Nummern erschienen. Hier finden sich  Perlen der theravadabuddhistischen Literatur.  

Die folgenden fünf Veröffentlichungen sind aus Kunos Feder geflossen:
Die Ferienrunde, Dicken 1979;
Buddhistische Bestattungsfeier,Dicken 1982;
Buddhistische Andacht; Dicken 1983
Buddhistisches Vademecum, Dicken 1987;
Buddhismus, Dicken 1996.

(Weitere Einzelheiten zeigt der Anhang)  

Die Angereihte Sammlung

Die vierte Neuauflage der  „Angereihten Sammlung“, aus dem Pali übersetzt von Nyanatiloka,  überarbeitet und herausgegeben von Nyanaponika, erschien im Jahre 1984  im Aurum Verlag durch die finanzielle Unterstützung von Kuno. Er half  auch bei Revisionsarbeiten und beim Korrekturlesen mit.  

Das Buddhistische Seminar

Paul Debes und Ingetraut  Anders Debes betrieben seit 1955 das „Buddhistische Seminar“ und  brachten regelmässig die Zeitschrift „Wissen und Wandel“ heraus. Kuno  ließ diese Zeitschrift in hell rotes Leinen binden. Und so hat heute die  Bibliothek des „Hauses der Besinnung“ stolze 50 Jahrgänge von „Wissen  und Wandel“. Darüber hinaus unterstützte Kuno das „Buddhistische  Seminar“.   

Buddhistische Gemeinschaft Schweiz

Zusammen mit Dr.  Rolf Hafner, Gerhard A. Genau, Gesche Pantke und Roland Zeller gründete  Kuno am 13.04.2002 in Dicken die „Buddhistische Gemeinschaft Schweiz“.  Auch die erste Mitgliederversammlung der „Buddhistischen Gemeinschaft  Schweiz“ im Bahnhofbuffet Zürich organisierte Kuno.  

Kuno als Automobilist

Kuno gehörte zu den ersten  Schweizer Automobilisten. In den zwanziger Jahren ist er mit seinem  Vater Franz schon mitgefahren. Im Jahre 1939 meldete er sein erstes Auto  mit dem Kennzeichen TG 3993 an. Damals waren die Strassen in der  Schweiz teilweise noch Sandpisten und fast leer, erzählte Kuno. So hat  er über die Jahrzehnte das ständige Wachsen des Verkehres beobachtet.  Mit Ausnahme eines abgefahrenen Auspuffs hatte Kuno nie einen Unfall  verursacht. Auf seinen Fahrten ins Haus der Besinnung fand er mit Hilfe  einer Stoppuhr die schnellsten Nebenstrecken von Kreuzlingen nach Dicken  heraus. Noch bis ins hohe Alter ist Kuno selbstständig von Kreuzlingen  nach Flims-Waldhaus in die Ferien gefahren.

Kuno als Kunstliebhaber

Kuno schätzte die schönen Künste, vor allem die Literatur, das   Theater und die Musik. Da seine Frau eine gläubige Christin war,   schenkte er ihr uralte Madonnen. Durch einen Zufall konnte er sieben   edle Buddhastatuen aus Thailand von einem Sammler erwerben, der ganz in seiner Nähe wohnte. Drei davon stehen im „Haus der Besinnung“. Ananda, der stehende Buddha, hat im Treppenhaus einen würdigen Aufstellungsort gefunden und misst ganze 170 cm. Der sitzende Buddha im   Erdgeschosstempel ist ca.120 cm hoch. Von gleicher Höhe ist der Buddha   in der Bibliothek. Darüber hinaus hat Kuno zwei Kunstwerke aus der   Gandharazeit für das „Haus der Besinnung“ angeschafft.
Kuno veranlasste, noch in hohen Lebensjahren, den Bau eines,  freistehenden Tempels auf dem Grundstück des Gut Hochstrass.

Humor hatte Kuno

Humor ist eine weitere, kaum zu  übersehende Seite von Kuno. Einige Kostproben seines Humors sind in  seinem entzückenden Büchlein „Geschichten, Geschichten lauter  Geschichten“ zu finden, das er im hohen Alter mit 85 Jahren für seine  Urenkel geschrieben hat. Die folgenden Ausschnitte aus diesem Büchlein  zeigen Kunos feinsinnigen Humor und lassen sein Wesen in seinen eigenen  Worten in uns noch einmal aufflammen:

Timeo Danaos et dona ferentes

An einer Weihnacht in  Zürich hatten wir die uns geläufigen Lieder bereits gesungen, und auch  die stehende Rede des Vaters mit dem Schlusssatz „Und nun wollen wir mal  sehn, ob der Weihnachtsmann sonst noch was gebracht hat“ war  verklungen. Die Geschenke wurden enthüllt, worunter … ein Schaukelpferd!  Ich aber, dem es zugedacht war, zögerte einstweilen, denn es stand im  Hintergrund, war schwarz und von den Kerzen nur spärlich beleuchtet.

Die Szene erinnert, wenn auch sehr entfernt, an das trojanische   Pferd, das den Laokoon zu der Warnung bewog: „Ich fürchte die Griechen, selbst wenn sie Geschenke machen.“

Auf die Frage, ob ich denn nicht wenigstens mal zu dem Schaukelpferd hingehen wolle, erklärte ich jedenfalls: „Der Dordi hat lieber Angst.“ Dordi, war der Name, den ich mir selber gegeben hatte. Und die Trojaner,  kann man anfügen, wären damit auch besser gefahren.

Fast ein Rechtsfall

Studenten geraten zuweilen in einen  finanziellen Engpass. So steckte auch ich eines Abends die letzten 20  Rappen in einen Telefonautomaten und erklärte der angerufenen Freundin:  „Ich bin blank, Du meine Liebe; es reicht nicht mal für die Trambahn,  geschweige denn für zwei „Schalen Gold“. Leb wohl und bleib’ mir treu!“  Als ich nun aber den Hörer einhängte, rumorte es in dem Automaten, er  begann zu rattern und spuckte schliesslich seinen Inhalt aus; es mögen  etwa sieben Franken gewesen sein. Sofort erneuerten 20 Rappen die eben  beendete Verbindung: „Da bin ich wieder! Der Automat hat unser Gespräch  mitgehört, fühlte Mitleid und hat uns seine Barschaft für einen  vergnügten Abend gespendet! Bist Du noch zu haben?“   

Erich Kästners Frage

Das Züricher Schauspielhaus ist in  einem Gebäude untergebracht, das auch ein Restaurant enthält: den  „Pfauen“. Hier trifft man sich vor oder nach einer Vorstellung, zuweilen  auch in deren Mitte, also während der Pause. Dort wollten wir mit  Fincki vor seinem Auftritt noch etwas essen, doch hatte sich bereits  einige Prominenz eingefunden, so dass ein Begrüssen begann, das schon  deshalb herzlich war, weil seit dem letzten Zusammensein oft die 1000  Jahre des Dritten Reiches dazwischen lagen. Neben Bert Brecht und  anderen stellte uns Fincki auch Erich Kästner vor, mit dem wir uns  schliesslich an einen Tisch setzten.

Hier muss ich nun eine Szene aus Kästner Buch „Drei Männer im Schnee“   einschieben. Da hat sich ein Geheimrat Tobler am Wettbewerb seines   eigenen Konzerns beteiligt und unter einem Pseudonym zwar nicht den   ersten, aber immerhin den zweiten Preis gewonnen: eine Woche in einem   Berghotel. Unter dem Protest seiner Familie will er diese Woche   antreten. Da er dazu aber einen „schlichten“ Anzug benötigt, lässt er   sich von seinem Chauffeur zu einem Altkleiderladen fahren, in dessen   düsterem Lokal ihm der Trödler sofort einen „wunderschönen Cutaway“   offeriert. Der Geheimrat hat dafür kein Interesse, sondern findet nach   einigem Herumstöbern einen leicht abgewetzten Anzug von unbestimmbarer   Farbe, den er sogleich probiert. Und derweil er sich nun vor dem Spiegel   betrachtet, fragt er den Ladenbesitzer: „Wie finden Sie mich?“ Der aber  sagt nur: „Nehmen Sie den Cutaway!“

Diesem Satz haben dann Hagu, mein Freund Hans Guth, und ich „Flügel“ verliehen. Wann immer einer von uns etwas gefällig fand und das vom   anderen, dem es nicht gefiel, bestätigt haben wollte. Konnte er nicht   mit einer Begründung rechnen; es hiess einfach nur: „Nehmen Sie den   Cutaway!“

Nun saßen wir also mit Erich Kästner am Pfauentisch. Die   Serviertochter nahm die Bestellung auf und fragte, ob wir etwas essen   wollten. Kästner fand das eine gute Idee und fragte seinerseits die   Serviertochter, was sie denn vorschlage. „Ja, Sie können eine   Bratwurscht haben oder auch ein Wienerschnitzel.“ Und nun geschah es,   dass sich Erich Kästner mir zuwandte und, da er mich zu Recht für den   Ortskundigsten hielt, die Frage stellte: „Was meinen Sie? Was soll ich   nun nehmen?“

Wundert Ihr Euch da, liebe Freunde, dass ich mit dem geflügelten Wort   des angenehm überraschten Verfassers antwortete: „Nehmen Sie den   Cutaway!“ ?  

Kunos dichterische Seite

Und kamen alle wieder….

Und  eines Tages – und zwar zu Elfis Geburtstag im Jahre 1978 – schrieb ich  ein Märchen, ein Tonspiel mit der „Weise von Vergänglichkeit und  Wiederkehr“. Da spielten fünf Enkelkinder mit, Ay wirkte als  „Märlitante“, Dittchen sprach ihre englischen Verse und ich trug ein  Gedicht vor das Longfellows Versmass übernahm. Da es zudem auf unser  Leben zurück-, ja gar darüber hinausblickte, ist es eigentlich sehr  geeignet, meine Geschichtenreihe zu schliessen:              

Im Schatten der Kastanien
steht unser altes Haus;           
Der  Wind weht durch die Zweige           
und streut die Blüten aus.             

Er dreht die Wetterfahne           
und macht sie leise schrei´n,            
derweil wächst lautlos höher           
der dichte  wilde Wein.            

Einst ragte eine Linde           
hoch in die blaue Luft            
und strömte ihren Frühling           
in all den  süßen Duft.           
Und weißt Du noch? Dort drüben           
ja,  dort beim Kiesweg stand           
ein Holzgeviert, drin spielten            
die Buben mit dem Sand

und bauten hohe Berge           
mit Burgen drauf, und Du            
und ich und unser Hündchen,           
wir sahen  ihnen zu.

Und waren so geborgen           
und ruhten in der Zeit            
und konnten doch nicht bleiben           
und fuhren  fort, so weit.

Und kamen alle wieder           
ins alte Haus zurück           
und  lebten viele Jahre           
in Liebe und Glück.

Und wenn wir nicht mehr leben?           
Dann werden wir uns -  gelt -           
doch immer wieder lieben           
in einer  anderen Welt,

und andere Kastanien           
beschatten unser Haus,             
ein anderer Wind wird wehen           
und streut die Blüten  aus.“  

Hier enden die Auszüge aus Kunos Büchlein „Geschichten, Geschichten,  lauterr Geschichten". 

Das Verwehen

Kuno verwehte in der Nacht am 30. Januar  2007 im Alter von 92 Jahren im Kantonsspital Münsterlingen.

Eine Woche davor war er zusammen mit seiner ganzen Familie in seinem geliebten Flims in den Ferien. Nach seiner Rückkehr von Flims   verschlechterte sich sein Gesundheitszustand überraschender Weise   dramatisch. Er musste als Notfall ins Spital eingeliefert werden. Sein   bedenklich schlechter Zustand verbesserte sich zur Überraschung der   Ärzte und zur Freude der Familie deutlich. Doch die Hoffnung war von   kurzer Dauer. Kuno verschied in der Nacht kurz nach 3 Uhr sanft und   entspannt, wie eine Kerze, die langsam verlöscht.

Kuno hat den Tod nie verdrängt. Deshalb verwundert es nicht, dass er schon viele Jahre vor seinem Tod Anweisungen an seinen Sohn Martin und an Raimund Beyerlein gegeben hat, eine buddhistische Bestattungsfeier   auszurichten. So fanden sich am 5. Februar 2007 um 11:00 Uhr an einem   sonnigen Wintertag über 200 Personen in der barocken Stefanskirche in   Kreuzlingen ein. Sein Sarg war mit einem wunderschönen Gesteck aus   orangenfarbenen Rosen und Gerberas geschmückt. Er wurde vor dem Altar   aufgebahrt, auf dem sieben hohe Kerzen und ein stehender Buddha standen.   Zur rechten sassen die drei Mönche, der ehrwürdige Khamasiri und der   ehrwürdige Natthiko aus Kandersteg und der ehrwürdige Nyanabodhi aus   Mettavihara. Letzterer leitete während der Abdankungsfeier eine   Mettameditation der Liebenden-Güte an. Der Gesang von Pali-Rezitationen der Mönche und die tiefsinnige Abdankungsrede von Raimund Beyerlein   schafften eine erhebende und feierliche Atmosphäre, wie sie Kuno   bestimmt sehr geschätzt hätte.

Die Urne mit Kunos Asche wurde eine Woche nach der Bestattungsfeier im Grab seiner Frau Elfi und seinem Sohn Thomas im Friedhof des   Kirchleins Bernrain in Kreuzlingen im Kreise der Familie beigesetzt. Vor dem Haus der Besinnung wurde zu Ehren des verstorbenen Gründers am 2. Juni 2007 ein Gedenkstein gesetzt.    

Anhang

Bodhi-Blätter

Herausgeber: Kurt Onken (Kreuzlingen),  CH-Dicken,           
Eine Schriftenreihe aus dem Haus der  Besinnung. Buchformat DIN A6  

Nr.       Jahr    Autor                                Kurztitel                                           

1          1975    Nyanaponika                   Die dreifache  Zuflucht  

2          1976    Soma                              Die Lehre des  Buddha                      

3          1976    Story, Francis                  Vesakha-Hymnus                             

4          1977    Nyanaponika                   Die Stadt des  Geistes                                  

5          1977    Sayadaw, Mahasi             Klarblick-Meditation                             

6          1977    Hecker, Hellmuth            Die Unlust und ihre  Heilung              

7          1978    Walshe, Ruth                   Buddhistische  Therapie                    

8          1978    Debes, Paul                     Das wahre  Leben                             

9          1978    Hecker, Hellmuth            Rahulo, Buddhas  zwiefacher Sohn  

10        1979    Onken, Kurt                     Die  Ferienrunde                                

11        1979    Nyanaponika                    Die vier Erhabenen  Weilungen         

12        1980    Dahlke , Paul                   Buddhistische  Erzählungen             

13        1981    Hecker, Hellmuth             Die erste Lehrrede des  Buddha       

14        1982    Onken, Kurt                      Buddhistische  Bestattungsfeier       

15        1982    Debes, Paul                      Die Rede an die  Kalamer                 

16        1983    Onken, Kurt                      Buddhistische  Andacht                     

17        1983    Saß,Ekkehard                    Überprüfung meiner  Friedfertigkeit   

18        1984    Khema, Ayya                     Ferien vom Ich,  Anattâ-Meditation    

19        1984    Hecker, Hellmuth              Die fünf  Sîla                                      

20        1985    Schäfer, Fritz                    Udâna      

21        1986    Govinda                            Aus Leben und  Werk               

22        1987    Onken, Kurt                      Buddhistisches  Vademecum          

23        1988    Nyanaponika                     Die fünf  Hemmungen                       

24        1989    Hecker, Hellmuth             Das buddhistische  Nirvana              

25        1990    Sumedho                          Religiöse  Überlieferung und Sîla      

26        1991    Schumacher, W.               Die Edikte des Kaisers  Asoka          

27        1992    Nyanasobhano                  Bhikkhu Tissa  zerstreute Zweifel   

28        1993    Hecker, Hellmuth             Buddhismus und  Humor                  

29        1994    Nyanaponika                    Antworten aus einer  Waldeinsiedelei

30        1995    Nyanaponika                    Nyanaponika &   Govinda.                                                                       Eine   Freundschaft.                           

31        1996    Onken, Kurt                     Buddhismus. Ut Ein  Vortrag             

32        1997    Chah, Ajahn                      Gleichnisse                                       

33        1998    Nyanaponika / Khema      Mitfreude

34        1999    Ajahn Brahmavamso         Grundlagen der Meditation  

35        2000    Dhammavuddho Thera      Die Bedeutung der Reden des  Buddha

36        2001    Schäfer, Fritz                   Die sechs  unübertrefflichen Erinnerungen

37        2002    Bhikku Bodhi                    Das Gute, das  Schöne und das Wahre

38        2003    Onken, Kurt                     Dem Nibbana nah       

Buddhistische Handbibliothek
Konstanz, Verlag Christiani  

Nr.      Jahr     Autor                                   Titel                                                 

Bd. 1   1953    Nyanatiloka                        Das Wort des  Buddha                                 

Bd. 2   1953    Schmidt, Kurt                     Leer ist die  Welt                                

Bd. 3   1953    Nyanatiloka                        Buddhistisches  Wörterbuch             

Bd. 4   1954    Schmidt, Kurt                     Sprüche und Lieder:  Dhammapada

Bd. 5   1954    Krauskopf, Georg              Die Heilslehre des  Buddha               

Bd. 6   1955    Nyanaponika                      Sutta-Nipâta                                      

Bd. 7   1955    Schmidt, Kurt                     Buddha und seine  Jünger                 

Bd. 8   1956    Nyanatiloka                        Der Weg zur  Erlösung                     

Bd. 9   1956    Nyanaponika                      Der einzige  Weg                               

Bd.10  1974    Hecker/KEN                      Buddhismus und  Kunst                    

Bd. 11 1984    Nyanaponika                     Die Wurzeln von Gut  und Böse