Buddhistische Gemeinschaft Schweiz

 



Der Lehrer der Nonnen

(P 21) Erfahrene, eigens durch Ordensbeschluß für ihren Ordensbezirk bestellte Mönche bemühten sich um die Unterrichtung der Nonnen. Deshalb wurden sie (besonders wohl aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis der Nonnen) reichlich mit Spenden bedacht. Die sogenannten "Sechsermönche" (die allein 125 der 227 Mönchsregeln erforderlich machten und denen unten ein besonderer Abschnitt gewidmet ist) merkten das schnell und beschlossen: "Auf, Freunde, wir wollen auch den Nonnen Unterricht geben. 'So begab sich die Gruppe der Sechsermönche zu den Nonnen und luden sie ein: Kommt zu uns, Schwestern, wir werden euch unterrichten. Die Nonnen kamen zu den Sechsermönchen, grüßten sie ehrerbietig und setzten sich seitwärts. Die Sechsermönche hielten ihnen nur einen nichtssagenden Lehrvortrag und verbrachten den Tag mit weltlichem Gerede. Dann ließen sie sie gehen. Da gingen die Nonnen zum Erhabenen, grüßten den Erhabenen ehrerbietig und stellten sich seitwärts. Der Erhabene fragte sie: ,Nun, Nonnen, hat euch der Lehrvortrag etwas gebracht?' Herr, wie hätte uns dieser Lehrvortrag etwas bringen können! Die verehrten Herren haben uns nur einen nichtssagenden Lehrvortrag gehalten, den Tag mit weltlichem Gerede verbracht und uns dann gehen lassen. ' Der Erhabene wies die Sechsermönche zurecht und gab den Mönchen eine Lehrdarlegung. Sodann legte er ein genaues Verfahren für die Unterrichtung der Nonnen fest, damit nicht jeder beliebige Mönch den Nonnenlehrer spielen könne, verfeinerte es noch bei weiteren Anlässen und legte vor allem die Voraussetzungen für die Eignung zum Nonnenlehrer fest: - Neben den grundsätzlichen Eigenschaften , die Aufgeführt werden , soll der Lehrmönch auch über den Nonnen Patimokkha ausführlich bescheid wissen . - Die Punkte ,,- Er spricht eine gute sprache und hat eine wohltuende Sprechweise'' so wie ,,- Im Ganzen ist er den Nonnen lieb und kommt gut bei ihnen an'' wie auch ,,- Es ist seine Stärke, Nonnen zu belehren '' zeigen auf , dass der Buddha den Nonnen keinen Lehrer aufdrängen wollte sondern erkannt hatte , dass sie wohl am besten Lernfortschritte machen würden bei einem Lehrer , den sie auch voll akzeptierten . - Aber er ist keiner, dem von der Zeit her, Als er zum Auszug in die Hauslosigkeit beim Erwachten die gelben Gewänder anlegte, noch anhing , dass er früher einmal ein grobes Vergehen begangen hatte.Das zeigt , dass nur eine vollkommen lautere Person als Nonnenlehrer in Frage kam . - Mindestens zwanzig Ordensjahre oder mehr Ordensjahre hat er hinter sich. Welche wichtigkeit der Buddha der Ausbildung der Nonnen beimass , zeigt sich im letzten Punkt denn zur unterrichtung von Mönchen reichen 10 Jahre Ich erlaube, Mönche, dass ein über diese acht Eigenschaften verfugender Monch als Nonnenlehrer eingesetzt wird . Die ersten Mönche und Nonnen wurden vom Buddha selbst ordiniert oder von einem vom Erhabenen Ordinierten Mönch , so Mahapajapati von Anando , und es ist eine vorgeschriebene Ordinationsbedingung , dass zumindest ein Mitglied dieser weitergeführten Linie anwesend ist . Bei den Nonnen wurde die Buddha-Ordinationslinie vor etwa 1000 Jahren beendet . Es waren einfach keine Nonnen mehr zu finden . Nun sind Bestrebungen in Gange , diesen Orden wiederzubeleben . Aber die Regeln sind klar , die Provezeiung hat sich erfüllt . Wer den Orden in der ursprünglichen Form wieder installieren will , verstösst gegen das Wort ,die Weisung des Erhabenen .Der Orden ist nur unter missachtung und Umgehung des Wortes des Buddha wieder einzuführen . Dies führt aber zu einem unterschätzten Problem : Das Handeln gegen das Wort des Erwachten führt spätestens in den tiefen Meditationszuständen zu Problemen mit den Samyojanas , den die Wesen ans Dasein kettenden Fesseln ; so zur Zweifelsucht ob man wohl richtig gehandelt hat ; so zum Hängen an Regeln und Riten , ohne welches die Wiedereinführung gar nicht nötig gewesen wäre ; so zum Groll , der Abneigung des Atthangasila oder Sikkhapada Nonnentums ; so zum Dünkel , die vollordinierte Nonne wäre von Vorteil ; so schliesslich zur Unwissenheit um diese Zusammenhänge . Und wie der Name ausdrückt , lassen die die Wesen ans Dasein kettenden Fesseln eine Erlösung aus dem Samsara nicht zu . Wozu soll die Wiedereinführung des Ordens gut sein , wenn für eine Nonne dies nicht mehr möglich ist , was beim jetzigen Statusquo sehr wohl in ihren Möglichkeiten steht ? Was nützt es einer Nonne , einen Titel zu haben sich aber Nibbana zu verbauen ? Was bringt ein hartes Nonnenleben wenn letztendlich das Ziel unerreichbar ist ? Oder um es mit den Worten Jesu zu sagen : Was nützte es mir , sämtliche Reichtümer der Erde zu besitzen , aber der Weg in das Himmelsreich bliebe mir verwehrt ? Viele scheinen sich dieser Punkte bewusst zu sein , denn die Wiedereinführung wurde zwar als Alternative gut geheissen , aber ich habe keine Nonne getroffen die davon überzeugt war und davon gebrauch gemacht hätte . Was bringt es , einen Orden wiederzubeleben , für den sich niemand interessiert , für den sich kaum Nonnen finden . Ein wiederbeleben des Nonnenordens ist nicht möglich sondern nur eine Neuinstalation nach alten Regeln . Auch die Unterstützung in der Bevölkerung , die für das Nonnenleben unabdingbar ist , wäre fraglich . Da die Situation unbefriedigend ist und geradezu nach einer Lösung schreit , muss dieses heisse Eisen angepackt werden . Ich glaube , eine Wiedergründung des Nonnenordens mit den 227 Regeln der Mönche plus den 8 Gewichtigen Regeln , die der Buddha aufgestellt hat , wäre die eleganteste Lösung . Eine viel grössere Aufgabe wird aber sein , die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erringen , ohne welche die Wiedergründung des Nonnenordens eine Totgeburt wäre .

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