Buddhistische Gemeinschaft Schweiz

 



Sechste Stufe: Sammâvama, rechte Anstrengung

[Andere Übersetzungen sind: Rechtes Streben, rechte Energie]

Was ist nun, ihr Mönche, rechte Anstrengung?

Es gibt, ihr Mönche, vier rechte Anstrengungen: Die Anstrengung zur Vermeidung, die Anstrengung zur Vertreibung, die Anstrengung zur Erweckung und die Anstrengung zur Erhaltung.

I. Was ist nun, ihr Mönche, die Anstrengung zur Vermeidung?

Da erzeugt, ihr Mönche, der Anhänger in sich den Vorsatz, nicht aufgestiegene, unheilsame Dinge nicht aufsteigen zu lassen, und seine Kraft aufbietend kämpft und ringt er, treibt seinen Geist an. Wenn nun, ihr Mönche, dieser Anhänger mit dem Auge eine Form erblickt, so ergeht er sich nicht im Anblick derselben, weder des Ganzen noch seiner Teile, und er erzeugt den Vorsatz das zu meiden, was, wenn er unbewachten Auges verharrte, Anlaß geben möchte zum Aufsteigen von unheilsamen Dingen, zu Begehren und zu Mißmut. Und also über das Auge wachend gelingt es ihm über dasselbe Meister zu werden.

Fernerhin: Hört er mit dem Ohre einen Ton, riecht er mit der Nase einen Duft, schmeckt er mit der Zunge einen Geschmack, fühlt er mit dem Körper eine Tastung, erkennt er mit dem Geiste ein Ding (Vorstellung), so ergeht er sich nicht im Anblick derselben, weder des Ganzen noch seiner Teile, und er erzeugt den Vorsatz das zu meiden, was, wenn er unbewachten Sinnes verharrte, Anlaß geben möchte zum Aufsteigen von unheilsamen Dingen, zu Begehren und zu Mißmut. Und also über die Sinne wachend gelingt es ihm über dieselben Meister zu werden. Ausgerüstet mit dieser Herrschaft über die Sinne, der so ruhmvollen, empfindet er in seinem Innern ein Wohlgefühl, in das kein übles Ding einzudringen vermag.

Das, ihr Mönche, nennt man die Anstrengung zur Vermeidung.

II. Was ist nun, ihr Mönche, die Anstrengung zur Vertreibung?

Da erzeugt, ihr Mönche, der Anhänger in sich den Vorsatz, aufgestiegene, unheilsame Dinge zu vertreiben, und seine Kraft aufbietend kämpft und ringt er, treibt seinen Geist an. Einen aufgestiegenen begehrlichen Gedanken läßt er nicht Fuß fassen, übermannt ihn, vertreibt ihn, vernichtet ihn, bringt ihn zum Verschwinden. Genauso verfährt er mit einem aufgestiegenen Gedanken des Hasses. Und was er auch an üblen Dingen gibt, nicht läßt er sie Fuß fassen, er übermannt sie, vertreibt sie, vernichtet sie, bringt sie zum Verschwinden.

Das, ihr Mönche, nennt man die Anstrengung zur Vertreibung.

III. Was ist nun, ihr Mönche, die Anstrengung zur Erweckung?

Da erzeugt, ihr Mönche, der Anhänger in sich den Vorsatz, nicht aufgestiegene heilsame Dinge zu erwecken, und seine Kraft aufbietend kämpft und ringt er, treibt seinen Geist an. [Die sieben Glieder der Erleuchtung, bojjhangâ:] Und er erweckt das an die Einsamkeit gebundene, auf Gierentfremdung gegründete und zum Erlöschen führende Erleuchtungsmal (bojjhangâ) der Einsicht, jener Einsicht nämlich, die zur Gewinnung durchdringender Weisheit und zur Betretung des Pfades [der vierfache Pfad zur Arahântschaft oder zum Nibbâna, nämlich: sotâpattimagga, sakadâgâmimagga, anâgâmimagga, arahattamagga] befähigt; erweckt das Erleuchtungsmal der Kraft, erweckt das Erleuchtungsmal der Wahrheitsergründung; erweckt das Erleuchtungsmal der Freude; erweckt das Erleuchtungsmal der Ruhe; erweckt das Erleuchtungsmal der Vertiefung (samâdhi); erweckt das Erleuchtungsmal des Gleichmuts, jenes Gleichmutes nämlich, der zur Gewinnung durchdringender Weisheit und zur Betretung des Pfades befähigt.

Das, ihr Mönche, nennt man die Anstrengung zur Erweckung.   

IV. Was ist nun, ihr Mönche, die Anstrengung zur Erhaltung?

Da erzeugt, ihr Mönche, der Anhänger in sich den Vorsatz, aufgestiegene heilsame Dinge zu erhalten, sie nicht schwinden zu lassen und sie zur Entfaltung zu bringen; und seine Kraft aufbietend kämpft und ringt er, treibt seinen Geist an.

Das, ihr Mönche, nennt man die Anstrengung zur Erhaltung. (D, vergleiche auch M 77)

[Erfordernisse zur moralischen Anstrengung]

[1. Vertrauen, saddhâ:] Ein solcher Anhänger, wahrlich, ihr Mönche, hat Zutrauen, er traut der Erleuchtung des Tathâgata, mit diesen Worten: "Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Weltkenner, der unvergleichliche Lehrer der Wesen, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte (Buddha), der Erhabene (bhagavat)."

[2. Energie, vîriya: ] Rüstig ist er und munter, seine Kräfte sind gleichmäßig gemischt, weder zu kalt, noch zu heiß, um die mittlere Anstrengung zu bestehen. (M 90). Und es erfüllt ihn der Gedanke: "Mögen wahrlich eher Muskeln, Haut und Sehnen mitsamt den Knochen, dem Fleisch und dem Blute ausdören und zusammenschrumpfen, als daß ich meine Kampfesenergie aufgäbe, solange ich noch nicht das erreicht habe, was immer mit menschlicher Ausdauer, Energie und Anstrengung erreichbar ist."

Dies, ihr Mönche, ist rechte Anstrengung.

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